Hast du schon mal darüber nachgedacht, was für ein Gesicht du beim Reiten machst? Ist es vor Anstrengung verzogen? In Konzentration versunken? Oder huscht auch mal ein Lächeln über deine Lippen? Und vor allem: Was deine Mimik über das aussagt, was du und dein Pferd beim Reiten erleben?
‚Schön aussehen’ beim Reiten
Reiten ist eine flüchtige Kunst. Sie entsteht in einem Moment und ist gleich darauf wieder vergangen. Was bleibt, sind die Emotionen, die wir während des Reitens erlebt haben. Der in Reiterkreisen beliebte Ausspruch: „Lächeln, Reiten macht Spaß“, wenn jemand mal wieder besonders verbissen im Sattel unterwegs ist, zeigt, wie weit wir uns manchmal von der Freude an unserem Hobby entfernen.
Sicher kennst du die Situation auch: Eine Reiterin mit vor Anspannung verzerrten Gesicht reitet in der Halle. Dann ertönt von der Bande der Zuruf „Lächeln, Reiten macht Spaß!“ Woraufhin die angesprochene Reiterin mehr oder weniger lange ihr K(r)Dampfgesicht gegen ein Maskenlächeln austauscht.
Als Zeugin einer solchen Szene fühle ich mich traurig. Traurig darüber, dass über sowas Alarmierendes wie ein dauerhaft angespannter Gesichtsausdruck Witze gemacht werden.
Ich frage mich, wie es sein kann, dass Menschen die vielleicht kostbarste Zeit ihres Tages, nämlich die auf ihrem geliebten Pferd, in einem Zustand verbringen, dass sie so ein Gesicht ziehen müssen.
Natürlich bin auch ich immer dafür, eine verfahrene Situation durch einen Witz aufzulockern. Nichts entspannt mehr, als einmal ehrlich zu lachen. Und selbst ein ‚aufgesetztes’ Lächeln kann die Kiefermuskulatur entspannen und verbessert somit die Situation. Grundsätzlich ist der Hinweis also durchaus hilfreich.
Tragisch ist nur, dass der Hinweis schon fast besiegelt, dass die innere und äußere Anspannung beim Reiten für viele normal ist.
Es hat schon fast etwas Rituelles: „Reiten macht Spaß!“ vom Rand, kurzes Auflachen auf dem Pferd, weitermachen wie vorher. Ursächlich verändern tut sich dadurch nichts.
Reiten hat viele Gesichter
Reiten hat viele Gesichter: Es fordert uns, bringt uns an Grenzen, führt uns in Momente tiefer Konzentration, macht uns vielleicht sogar manchmal Angst, beschert uns lustige Momente, aber auch solche voll tief empfundener Freude. All das darf sich auf unseren Gesichtern spiegeln.
Wenn wir ein Gespräch mit einem guten Freund haben, wechselt unsere Mimik ja auch ganz lebendig. In der gemeinsamen Reitzeit mit dem Pferd erschaffen wir einen ganz einzigartigen Bewegungsdialog. Dass dieser sehr facettenreich sein kann und durchaus tagesformabhängig ist, darf sich ruhig auf unseren Gesichtern spiegeln, solange wir dabei nicht ungerecht werden.
Beobachte dich doch mal, wenn du reitest: Was fühlst du? Was spiegelt sich in deinem Gesicht? Ist das die Energie und Emotion, mit der du mit deinem Pferd zusammenarbeiten möchtest?
Hier hilft es, einfach mal anzuhalten und in dich hinein zu spüren. Und wenn du feststellst, dass dir das, was du da wahrnimmst, nicht gefällt, suche nach anderen Wegen.
Bewegt bin ich immer von der Schönheit der Menschen, die beim Reiten in einen Flowzustand kommen, in denen sich das vollkommen in sich und das Pferd hineinfühlen auf ihren Gesichtern widerspiegelt. Es sind diese Momente des aufeinander Einlassens von Pferd und Mensch, die so unwiederbringlich kostbar sind.
Bei Rudolf G. Binding heißt es so schön: „Das Pferd ist dein Spiegel. Es schmeichelt dir nie.“
Ich fände ein bisschen mehr Achtsamkeit, mit welchen Gefühlen und Energien wir diesem ‚Spiegel’ und Freund begegnen, großartig. Es würde beiden helfen: Mensch und Pferd.
Für mehr Informationen über mich und mein Angebot als Reitlehrerin und Ausbilderin schau gerne auf meiner Webseite vorbei. Ich freue mich, wenn du dich für meinen kostenlosen Newsletter anmeldest – als kleines Dankeschön schenke ich dir mein Gratis-PDF „Finden den richtigen Gedanken“ – so kann dich dein Pferd verstehen.