Hilft es wirklich, jedes Mal zu galoppieren?

Trabarbeit als Vorbereitung auf den Galopp

Egal, ob es Galadriels Verfolgung durch die schwarzen Reiter ist oder eine schöne Dressur-Sequenz – Galopp berührt uns emotional. 

Im echten Leben fühlen wir uns leider beim Galoppieren nicht immer so wie die Helden unserer Fantasie.  Vielleicht galoppierst du grundsätzlich gern, hast aber mit deinem Pferd dabei eher die Assoziation eines Motorrades in Kurvenlage und Endgeschwindigkeit. Vielleicht springt dein Pferd ‚nur‘ immer falsch an. Vielleicht hast du Angst vor dem Galopp oder du hast das Gefühl, die Kontrolle über deinen Körper und/oder dein Pferd zu verlieren. Jeder einzelne dieser Punkte kann dazu führen, dass du nicht gerne galoppierst. 

Hast du auch diese Stimme in deinem Kopf, die hartnäckig behauptet, dass eine Trainingseinheit ohne den dritten Gang keine richtige Einheit ist? Dass der Galopp immer  dazu gehören muss und du sonst ‚gar nicht richtig geritten‘ bist?

Diese Stimme stammt meist aus der Zeit, in der wir auf Schulpferden in der Abteilung unsere Runden gezogen haben und mit der pädagogischen Feinfühligkeit eines Vorschlaghammers in die Geheimnisse der Reitkunst eingeweiht worden sind. Dieser Stimme verbietest Du jetzt den Mund.


Es gibt mehrere gute Gründe, den Galopp erstmal wegzulassen


  1. Stark vereinfacht bewegt sich das Pferd im Schritt und Trab wie eine Eidechse und im Galopp wie ein Delfin. Der Galopp kann, wenn dein Pferd gut läuft, für den Rücken vieles besser machen. Geht dein Pferd aber nicht über den Rücken, kann er mehr schaden als nutzen. Das Pferd wölbt sich dann nämlich nicht – umgangssprachlich gesprochen – mehr auf, sondern hängt mehr durch, was auch eine vermehrte Belastung für die Beine bedeutet.
Der Galopp ist eine asymmetrische Gangart mit einer Phase der Einbeinstütze.
  1. Der Galopp ist eine asymmetrische Gangart mit einer Phase der Einbeinstütze (siehe Foto). Falsch ausgeführt, ist die Gefahr von Fehlbelastungen besonders hoch. Das ist der Grund, wieso der Galopp bei der Regeneration von Sehnenschäden erst nach langer Zeit wieder mit zum Training genommen wird.
  1. Deine Schritt-Trab-Übergänge sind noch nicht gut. Dann werden die Trab-Galopp-Übergänge auch nicht besser sein. Arbeite erst an den Trab-Schritt-Übergängen, das ist für dein Pferd auch von Vorteil. Gemäß dem Motto ‚use it or loose it‘ ist es sinnvoll, nur die Dinge zu trainieren, die das Pferd auch richtig ausführen kann bzw. bei denen du gezielt Verbesserungen herbeiführen kannst.

    Wenn du z.B. nicht weißt, wie du dein Pferd so vorbereiten kannst, dass die Wahrscheinlichkeit besonders hoch ist, dass es im richtigen Galopp angaloppiert, bringt es nichts, trotzdem anzugaloppieren. Dein Pferd trainiert dann das Falsche und speichert es als ‚normal und richtig ab‘. Oder ihr werdet bei dem Versuch, den richtigen Galopp zu erwischen, beide hektisch, und dein Pferd hört der Hilfengebung nicht mehr zu und galoppiert immer wieder von allein an.

    In beiden Fällen wäre es besser gewesen, solange nicht anzugaloppieren, bis du weißt, wie du vorbereiten musst. Um dann mit höheren Erfolgschancen zu starten.

    Im Zweifelsfall also erstmal informieren, bevor du etwas Falsches im Pferdekopf verankerst.
  1. Wenn es bei dir darum geht, deine Angst zu überwinden, hilft natürlich (wie bei den Punkten oben) ein Trainer an deiner Seite, der dir einen Trainingsrahmen gibt, der dir Sicherheit gibt. 

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es Reitern die Angst nimmt, wenn die Basis richtig gut sitzt. Sie haben dann das Gefühl, die Situation besser kontrollieren zu können. Dann wächst der Wunsch, zu galoppieren. Und das ist ein guter Moment, damit anzufangen. 

Wenn du Angst hast zu galoppieren, entspann dich, reite alles andere so gut wie möglich, lerne dein Pferd an der Longe im Galopp kennen, und dann probierst du es neu, wenn du dich mit deinem Trainer sicher fühlst. (Das Thema Angst und ihre Ursachen sprengt den Rahmen dieses Blogs. Schick mir gerne eine E-Mail dazu.)


Der Galopp kann sich auch verbessern, wenn er nicht geübt wird. Schneller, als wenn du täglich das Falsche trainierst.


Natürlich gibt es Pferde, die von Natur aus wie ein lebendig gewordenes Schaukelpferd vor sich hin galoppieren. Zu denen gehört dein Pferd vermutlich nicht, sonst hättest du diesen Text nicht bis hierher gelesen.

Ohne Frage muss ein Galopp auch trainiert werden. Das ist erst dann sinnvoll möglich, wenn die oben genannten Voraussetzungen erfüllt sind. Wichtig ist, dass du versuchst, deine Fragen oder Probleme in Bezug auf den Galopp so genau wie möglich zu benennen. Und dann mit deinem Trainer besprichst. Und so lange nachhakst, bis du mit den Antworten wirklich zufrieden bist. Dann hast du einen Fahrplan, der dich zu einem besseren Galopp hinführt.

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