Schon direkt nach dem Angaloppieren fühlt sich die Bewegung mühsam und schwerfällig an. Deinen Wunsch, mit tanzenden Hufen und schaukelnden Bewegung den Reitplatz zu erobern, teilt dein Pferd (zumindest im Moment) noch nicht.

Richtig eingesetzt ist die Gerte eine treibende Hilfe beim Reiten

Die Anstrengung, jeden Galoppsprung ‚herausreiten‘ zu müssen, kann enorm frustrierend sein. Besonders, wenn es trotz aller Bemühungen nicht reicht und dein Pferd nach wenigen Sprüngen wieder im Stechtrab – oder für dich noch schlimmer – im Schritt unterwegs ist.

In diesem Beitrag:

  • Erfährst du mögliche Ursachen für das abrupte Ausgehen
  • Lernst du, dein Problem zu differenzieren
  • Bekommst du Ideen, wie du deinem Pferd die längere Galopptour schmackhaft machen kannst

Wie immer kommen bei einem auftretenden Problem mehrere Ursachen in Frage. Welche trifft für dich und dein Pferd zu?


1. Dein Pferd ist auf die treibenden Hilfen abgestumpft

Wenn das der Fall ist, merkst du das schon, bevor du galoppierst:

  • Dein Pferd tritt aus dem Halten zögerlich an.
  • Beim Schrittreiten hast du das Bedürfnis, mit dem Becken zu schieben. Genau wie beim Antraben.
  • Du musst die Gerte immer direkt recht deutlich benutzen (nicht ein „Das-Pferd-merkt-eine-Fliege-auf-dem-Fell-touchieren“ sondern ein gut hörbares „PATSCH“)
  • Du musst permanent mit der Wade treiben, um die Gangart zu erhalten.

Voraussetzung dafür, dass dein Pferd weitergaloppiert, ist dass es wieder besser auf den Schenkel reagiert. Mehr dazu demnächst.

Die Reaktion deines Pferdes auf das Bein ist Teil eurer Kommunikation. Wenn die im Schritt und Trab nicht eindeutig funktioniert, wird das im Galopp nicht besser sein.

Akku beim Pferd leer?

2. Dein Pferd läuft in einer Haltung, in der es nicht weiter galoppieren kann

Das erkennst Du z.B. daran, dass dein Pferd

  • sich raus hebt
  • sich wie ein Motorrad in die Kurve legt
  • nicht durchspringt: Der Galopp fühlt sich an wie in der Mitte unterbrochen.

Meist treten diese Probleme auch schon bei den Schritt-Trab-Übergängen auf, aber nicht so massiv. Wenn du darauf achtest, wirst du aber dieselben Bewegungsmuster erkennen. Deswegen nenne ich die auch gerne „die kleinen Trab-Galopp-Übergänge“. Wenn du diese verbesserst, wird sich auch dein Angaloppieren verbessern. Wie du diese gezielt verbessern kannst, lies gerne in meinem Beitrag  „Geschmeidig durchparieren – Zwei Strategien, mit denen du deine Übergänge beim Reiten verbesserst“ nach.

3. Dein Pferd kann die längere Galopptour (noch) nicht halten

Es gilt also, dein Undercover-Galoppwunder mit einem schlauen Plan zu enttarnen, damit es auch weitere Distanzen durchhält.

Dein Pferd

  • ist generell nicht so lauffreudig
  • wählt auch an der Longe von sich aus lieber den kleineren Gang
  • ist schnell aus der Puste (das kann natürlich auch viele andere Gründe haben)

Hier finde ich das Prinzip ‚kurz und oft‘ hilfreich: Das meint nichts anderes, als dass du häufig, aber nur kurz galoppierst. Dadurch gewinnt dein Pferd Kraft, und bekommt außerdem das Gefühl, die gestellte Herausforderung gut erfüllen zu können.

Du musst dir das so vorstellen, als ob du joggen ganz furchtbar findest und unfit bist. Wenn du an einen Trainer gerätst, der mit dir losläuft, ohne dass du weißt, wie lange, wirst du ziemlich schnell entmutigt sein und nur wenig Einsatz zeigen. Wenn dein Trainer aber sagt: „Nur bis zu dem Baum da hinten, und dann gehen wir wieder ein Stück“, und du dich darauf verlassen kannst, dass du das von ihm vorgegebene Stück immer gut hinbekommst, wirst du mit dem Selbstvertrauen (und Vertrauen in deinen Trainer) starten, dass du die von ihm gestellte Anforderung gut schaffen kannst. Du wirst dynamischer und motivierter laufen. Und wenn dein Trainer dann vorschlägt, ein Stück weiter zu laufen, wirst du es probieren (und durch das vorangegangene Training auch hinbekommen).

Dieses Vertrauen nehmen wir unseren weniger lauffreudigen Pferden, wenn wir zu viel verlangen.

Sei ein Trainer für dein Pferd, bei dem es weiß, dass es die gestellte Aufgabe gut hinbekommen kann. Gib ihm Aufgaben, die es gut bewältigen kann. Bei denen es Erfolgserlebnisse hat. Und die Bewegungsqualität verbessert. Bezogen auf den Galopp: Lieber erstmal kurz und gut als lang und lustlos.

4. Wenig überraschend kann es auch dein Sitz sein, der das Pferd stört

Bist du selbst der Störfaktor, merkst du das,

  • wenn dein Pferd mit einem erfahreneren Reiter gut weitergaloppiert
  • wenn du dich auf einem Video anschaust 
  • wenn dein Pferd an der Longe gut und flüssig galoppiert

Ist dein Sitz das Hauptproblem, gilt es zu erkennen, wo die Ursache dafür liegt. Schieben, Klemmen oder das Hochziehen des Beines liegen häufig in der fehlende Reaktionsbereitschaft des Pferdes begründet (siehe 1.). Wenn Du nicht zum Sitzen kommst, kann es auch immer daran liegen, dass dein Pferd nicht über den Rücken geht (siehe 3.).

Hier ist eine regelmäßige Vor-Ort-Unterstützung besonders wichtig. Im Idealfall mit Videokontrolle.


Diese 4 Gründe beeinflussen sich wechselseitig: Geht dein Pferd nicht gut vorwärts, sitzt du nicht so locker. Ist es nicht so lauffreudig, treibst du schnell zu viel. Finde am besten in Zusammenarbeit mit dem Trainer deines Vertrauens heraus, was Ursache und was Folge ist.

Diese Punkten gelten alle unter der Prämissse, dass dein Pferd rundum gut gemanagt ist. Hier insbesondere, dass der Sattel passt und osteopathisch und/oder physiotherapeutisch alles ok ist.

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Fotos: Herzenshund-Fotografie