Geradeaus lief es mit deinem Pferd eben noch ganz gut, aber wenn du anfängst, einen Seitengang zu reiten, verspannt sich dein Körper sofort. 

Das ist zu Anfang ganz normal. Viele Reiter denken, dass sie bei den Seitengängen etwas ganz anderes machen müssen als beim Geradeausreiten und machen dann im Sattel zu viel. Die Verspannung deines Sitzes ist dann die Folge. 

Vielleicht lernen du und dein Pferd auch gemeinsam die Seitengänge. Wenn dein Pferd dann noch nicht so reagiert, wie gewünscht, fängst du schnell an, dein Pferd in die Seitwärtsbewegung zu “schubsen”.

Die Überschrift über die Fehler, die beim Erlernen der Seitengänge auftreten können, lautet “Zuviel”. Wie so oft im Leben stimmt auch beim Reiten der Satz “Viel hilft viel” leider nicht. (Auch wenn es das Ganze für uns Reiter deutlich einfacher machen würde.)

Ein Seitengang ist immer nur eine Beimischung zur Vorwärtsbewegung. Provokativ formuliert ist ein Seitengang, bei dem das Pferd nicht den Bewegungsimpuls hat, vorwärts über den Rücken zu gehen, auch nur irgendeine Seitwärtsbewegung.

Stell dir vor, dass ein Seitengang wie ein Gewürz ist, dass du zu einem Essen dazu gibst. Die Basis sind die Zutaten, das Gewürz gibt den Essen seinen besonderen Charakter. (Das Curry-Gewürz macht das Curry-Gericht aus. Aber auch ohne das spezielle Gewürz wären die Zutaten lecker. Das Pulver allein funktioniert aber nicht. So ist das mit den Seitengängen auch. Ein Pferd, das im Schritt schön über den Rücken geht, kann daraus ein schönes Schulterherein entwickelt. Nur Schulterherein geht nicht.)

Bei der Hilfengebung geht es darum, im Bewegungsdialog mit dem Pferd zu bleiben. (Lies in diesem Artikel mehr dazu.)  Wenn du dich zu sehr mit deiner Schulter hinein drehst oder versuchst, dein Pferd in eine Richtung zu drücken, “passt” ihr gewissermaßen nicht mehr zusammen. Die Bewegung wird unharmonisch werden, weil du dich alleine und nicht mehr mit dem Pferd zusammen bewegst.

4 typische Fehler beim Reiten der Seitengänge und wie du sie verändern kannst

  1. Zuviel Mitdrehen

Deine Schulter beeinflusst die Schulter des Pferdes. Überleg dir, wo die Schulterachse deines Pferdes ist und wende dich genau so viel mit, nicht mehr. Wenn es dir nicht gelingt, dein Pferd in die gewünschte Abstellung zu bringen, liegt das daran, dass es den äußeren Zügel nicht so gut annimmt. Hier kann z.B. eine Volte helfen, bevor du dein Seitengang beginnst.

  1. Zu viel Gewichtsverlagerung

Häufig versuchen wir über intensives in eine Richtung sitzen mehr Seitengang als Antwort vom Pferd zu bekommen. Wenn du im Seitwärts dazu neigst, zu sehr in eine Richtung zu kippen, kann dir folgende Vorstellung helfen: Du kannst das Becken deines Pferdes über die Richtung deines Bauchnabeld ausrichten. Soll dein Pferd z.B Schulterherein laufen, überlegst du, wie viel du deinen Bauchnabel nach innen drehen musst, damit das Becken deines Pferdes in der richtigen Abstellung ist.

  1. Zu viel Wade

Wenn es mit dem Seitwärts schwierig ist, versuchst du dein Pferd mit mehr Einsatz deiner Wade zum gewünschten Ergebnis zu überreden. Dabei rutscht unser inneres Bein (das sowohl im Schulterherein als auch Travers am Gurt liegen sollte) nach hinten und unser gesamter Beckenbereich verspannt sich. Hier kann es helfen, wenn du den Seitengang zu Beginn nur ein ganz kleines Stück reitest und dann wieder ins geradeaus vorwärts auflöst.

  1. Zu viel Biegung

Häufig biegst du zu sehr den Hals deines Pferdes, statt seinen Körper in die gewünschte Abstellung zu bringen. Hier kann es helfen, wenn du erstmal versucht, in die andere Richtung zu übertreiben und den Hals deines Pferdes ganz gerade zu lassen. (Mehr zum richtigen Übertreiben findest du in diesem Blogpost.)

Mit dem Reiten von Seitengängen beginnen

Zum Schluss noch meine 3 liebsten Universaltipps für das Reiten von Seitengängen:

  • Versuch zu verstehen, wie der Seitengang funktioniert, bevor du losreitest. Schau dir auch Videos davon an, damit du dir vorstellen kannst, wo die Reise hingeht.
  • Am besten reitest du nur kurze Seitengangreprisen, wenn du dazu neigst dich festzumachen. Dann kannst du dich entspannen, nimmst deinen entspannten Sitz so gut wie möglich mit in den Seitengang und wenn du merkst, dass du dich festmachst, löst du wieder geradeaus auf, entspannst alles, was sich während des Seitwärtsreitens verkrampft hat und startest entspannt wieder neu. So übst du nur das Richtige und wiederholst es auch noch häufig. Auf diese Weise gehört ein verspannter Sitz im Seitengang bald der Vergangenheit an!
  • Mein ultimativer Tipp ist es, den Seitengang mit deinem Trainer erstmal zu Fuß zu laufen. Ohne Pferd zeigen sich falsche Bewegungsideen sofort und wir können sie auflösen, ohne dass das Pferd uns etliche Übungskilometer voller vermeidbarer Missverständnisse tragen muss.

Beim Erlernen der Seitengänge begegnet man oft dem Begriff der „Abstellung“. Aber was bedeutet Abstellung eigentlich?

Ich hoffe, dass du hier Ansätze für dein Training gefunden hast. Schreib mir gerne, wenn du Anmerkungen hast oder zu einem bestimmten Aspekt mehr erfahren möchtest. Mehr zu meinem Angebot als Reitlehrerin findest du unter kristina-janssen.com

Wie immer bedanke ich mich bei Herzenshund Fotografie für die schönen Fotos!