Dieser Beitrag ist etwas anders als sonst. Passend zum Jahresbeginn teile ich meine Wunschliste als Reitlehrerin an dich als Reitschüler mit dir. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Reiter einen ganz wesentlichen Anteil daran haben, dass der Unterricht noch besser wird. Und auf jeden Fall wird die Zusammenarbeit mit deinem Reitlehrer davon profitieren.
Du erfährst:
- Wieso es so wichtig ist, Fragen zu stellen (und wieso es auf gar keinen Fall dumme Fragen gibt)
- Warum es keine Zeitverschwendung ist, Zusammenhänge nochmal in deinen Worten zu wiederholen.
- Wofür Feedbackgespräche im Unterricht wichtig sind
- Wieso es entscheidend du immer auf dein Gefühl hören solltest
Wer nicht fragt bleibt dumm: Wie Fragen deinen Reitunterricht bereichern können
“Es gibt keine dumme Fragen, nur dumme Antworten” …. diesen Spruch hast du vermutlich zum ersten Mal in der Schulzeit gehört. Und auch wenn er kein rhetorisches Meisterwerk ist, hat er nichts von seiner Gültigkeit verloren. Dennoch reiten viele Reitschüler gewissermaßen über ihre Fragen hinweg, um sich keine Blöße zu geben, indem sie etwas fragen, von dem sie denken, dass sie es eigentlich schon wissen müssten. Irgendwie scheinen viele eine Erwartungshaltung an sich selbst zu haben, das Thema eigentlich schon verstanden haben zu müssen.
“Für dich ist das jetzt bestimmt eine blöde Frage…” ist keine seltene Einleitung, wenn mir Fragen gestellt werden. Ich bin aber tatsächlich über jede Frage froh: Durch sie lerne ich den Reiter, also vielleicht auch dich, noch besser kennen. Die Art, wie du dein Problem formulierst, verrät mir, welche Worte du benutzt. Das hilft mir, meine Antwort so zu formulieren, dass sie für dich besser “passt” und verständlich ist.
Das Thema deiner Frage verrät mir, wo du gerade stehst, bzw. wo etwas noch nicht klar ist. Deine Fragen sind meine Wegweiser zu deinen Reitknoten im Kopf. Und mein Job ist ja, dir zu helfen, die so gut und schnell wie möglich zu lösen. Der Philiosoph Martin Heidegger sagte “Jedes Fragen ist ein Suchen.” Das trifft es gut, finde ich.
Letzten Endes macht die vermeintliche Unterbrechung des Reitunterrichts durch die Beantwortung einer Frage dein Fortkommen sogar schneller.
Mehr dazu, wie du die Fragen am Besten formulierst, erfährst du in dem Beitrag „Strategien, mit denen du das beste aus deinem Unterricht machst„.
Wieso es keine Zeitverschwendung ist, einen Zusammenhang nochmal in eigenen Worten zu sagen.
Wie gut du einen Zusammenhang verstanden hast, merkst du am Besten in dem Moment, wo du ihm einen Dritten erklärst. Da merkst du, mit welchen Zusammenhängen es gut klappt und wo es eventuell doch noch hakt.
Wenn du dir in deinem Reitunterricht nicht sicher bist, etwas richtig verstanden zu haben, nimm dir die Zeit, den Zusammenhang nochmal in deinen Worten zu wiederholen.
Wenn du etwas selber erklärst, prägt es sich besser ein. Und falls etwas noch nicht ganz klar ist, merkst du es spätestens beim Formulieren. Auch wenn es im Reitunterricht eine Minute länger dauert, wirst du beim Reiten ohne Unterricht viel besser auf die Inhalte zugreifen können. Im Endeffekt bist du also schneller.
Und aus meiner Reitlehrerinnen-Perspektive, sei noch ergänzt, dass ich so ja viel besser mitbekomme, was dir noch Schwierigkeiten bereitet. Darauf kann ich dann im Unterricht viel besser reagieren. Vielleicht durch einen anderen Übungsablauf, eine zusätzliche Erklärung etc. Hätte ich nur in eine Richtung kommuniziert, wäre das vielleicht gar nicht aufgefallen.
Natürlich hat Reiten auch viel mit Reitpraxis zu tun. Aber getreu meinem Motto, dass ein Reiter immer gleichzeitig Lehrer, Trainer und Schüler seines Pferdes ist, braucht es einiges an Wissen, um sinnvoll mit deinem Pferd zu arbeiten. Deswegen sind theoretische Einschübe im Unterricht wichtig, damit du auch weißt, was du warum tust, wenn du alleine mit deinem Pferd arbeitest.
Feedbackgespräche im Reitunterricht
Feedback kennst du vielleicht von deiner Arbeit: In regelmäßigen Abständen wird von beiden Seiten auf die Zusammenarbeit geschaut: Was läuft gut? Was könnte noch besser laufen? Eventuelle Probleme können angesprochen und aus dem Weg geräumt werden.
Zugegeben, ich bin auch nicht selber drauf gekommen, dass es hilfreich sein könnte, regelmäßig Feedbackgespräche mit meinen Reitern zu führen.
Heute bin ich für den Hinweis sehr dankbar: Ich habe schon einige konstruktive Hinweise bekommen: Z.B. habe ich mal zurückgemeldet bekommen, dass ich ruhig etwas klarer sagen könnte, was der Reiter gerade falsch macht, damit sie sofort wissen worum es geht. Ich habe drauf geachtet und es stimmt, dass ich oft versuche, eine positive Formulierung für das zu finden, was gerade noch nicht so rund läuft. Wenn der Reiter es aber schnell besser machen will, kann es viel effektiver sein, die Dinge einmal beim Namen zu nennen. Ich hatte Sorge, das zu machen, weil mich das immer an einen anweisungsorientierten Unterricht erinnert, den ich nicht geben möchte. Das stimmt aber gar nicht. Die Reiter wissen viel schneller, woran sie sind und der grundsätzlich wertschätzenden Atmosphäre in meinem Unterricht tut das keinen Abbruch.
Das Endziel ist eine fortlaufende Feedbackkultur: Also dass kontinuierlich Feedback (Lob und Verbesserungsvorschläge) gegeben werden können,, um so die Qualität des Unterrichts und der „Zusammenarbeit“ zu steigern.
Wenn du glaubst, dass dein Reitlehrer dafür offen ist, reg doch so ein Feedbackgespräch an. Er/sie und damit eure Zusammenarbeit kann davon nur profitieren!
Fragen, die dein Trainer dir stellen kann, wären:
- Wie geht es dir in unser Zusammenarbeit?
- Hast du Verbesserungsvorschläge?
- Und natürlich kann dir auch dein Trainer Feedback geben. Wobei, wie eine meiner Reiterinnen so treffend sagte: “Das machst du ja eh schon die ganze Zeit.”
Wieso du beim Reitunterricht immer auf dein Gefühl hören solltest
Ich glaube, dass Pferdebesitzer immer das beste Gefühl für ihr Pferd haben. Und wenn du bei irgendetwas, das im Unterricht stattfindet, ein ungutes Gefühl hast, sag das!
Mir ist völlig klar, dass sich bei der Pferdeausbildung nicht alles immer nur schön anfühlt. Das ist normal. Aber es sollte sich für dich trotzdem richtig anfühlen. Wenn nicht, such das Gespräch mit deinem Reitlehrer, damit ihr einen anderen Weg finden könnt oder du besser verstehst, wieso es sich jetzt gerade schwierig anfühlt.
Hierbei geht um dein ganz inneres Bauchgefühl zur Ausbildung deines Pferdes (und deiner eigenen). Wenn du glaubst, dass dein Pferd etwas hat, forsche nach.
Vielleicht denkst du jetzt “Aber beim Reiten spüre ich noch gar nicht so fein…” Darum geht es hier nicht (in diesem Blogbeitrag allerdings schon: „Was, wenn ich „es“ beim Reiten nicht fühle?„)
Ich meine, dass du ganz grundsätzlich ein gutes Bauchgefühl bei dem haben sollst, was du tust. Natürlich kann es sich ganz fürchterlich falsch anfühlen, wenn du z.B. dein Bein immer viel zu weit nach hinten nimmst und es nun nach vorne nehmen sollst. Aber dann weißt du ja trotzdem, dass das falsche Gefühl von deiner alten Gewohnheit kommt. Und nicht, weil die neue Position des Beines falsch ist. Auch wenn sich manche Dinge nicht richtig anfühlen, sollte es also zumindest eine gute Erklärung dafür geben.
Aus der Sicht des Reitlehrers kann ich dir sagen, dass es ziemlich frustrierend ist, wenn sich jemand mit etwas nicht wohl fühlt, es aber nicht sagt. Oder erst so spät, dass sich schon einiges an Frust angestaut hat.
Also, wenn du noch mehr aus deinem Reitunterricht rausholen möchtest, beherzige die folgenden Punkte:
- Frag, frag, frag!
- Wiederhole neue Zusammenhänge noch mal in deinen eigenen Worten, um sicher zu sein, dass du sie auch richtig verstanden hast
- Rege Feedbackgespräche mit deinem Trainer an.
- Bleib immer bei deinem Bauchgefühl. Das ist der beste Ratgeber bei der Pferdeausbildung.
Wenn du Anregungen zu diesem Artikel hast, freu ich mich über deine Nachricht! Und jetzt erstmal viel Spaß mit deinem Pferd – mit und ohne Reitunterricht!
Wenn du mehr über mich als Trainerin erfahren möchtest, dann schau doch mal auf meiner Webseite vorbei.