Sicher hast du auch schon mal die Erfahrung gemacht, dass sich beim Reiten etwas komplett anders angefühlt hat, als es auf dem Video aussah. Das kann sowohl sein, dass du ein ganz grauseliges Gefühl hast und beim Gucken des Videos denkst “so schlimm sieht es ja gar nicht aus”. Oder du fühlst dich beim Reiten ganz gerade und bist auf dem Video erschrocken, wie schief du tatsächlich sitzt.
In diesem Blogbeitrag geht es um den Blick von außen.
- Wieso Gefühl und Realität beim Reiten oft so weit auseinander liegen
- Wieso das Video nicht so objektiv ist, wie du denkst
- Wie Videoanalyse helfen kann, das Beste aus deinem Unterricht herauszuholen
Gewohnheit und Selbstwahrnehmung
Unser Gehirn speichert Bewegungen, die immer wiederkehren, als normal und gerade ab, völlig unabhängig davon, ob sie das tatsächlich sind. Wenn du also immer auf dem Pferd nach links kippst, ist das für dein Gehirn normal und wird als gerade abgespeichert. Wenn deine Reitlehrerin dich jetzt wirklich aufrecht auf das Pferd setzt, wird es sich für dich so anfühlen, als würdest du rechts vom Pferd kippen.
Ein Video kann ein Schlüssel, sein, um wieder umzulernen: Wenn du dich jetzt bemühst, gerade zu sitzen, fühlt sich das zunächst wie ein “schief nach rechts an”. Dadurch, dass du auf dem Video siehst, dass es tatsächlich gerade ist, lernst du leichter um.
Ein zusätzlicher Tipp, der auch ohne Video funktioniert: Auch Variationen helfen dem Gehirn, einen “Bewegungsreset” auszuführen, also übertreib die Bewegungen ruhig in jede Richtung. In unserem Beispiel wäre das, sowohl noch mehr nach links zu kippen, aber auch nach rechts, vorne und hinten.
Das Gehirn speichert gewohnheitsmäßig wiederholte Bewegungen als normal und gerade ab, egal wie schief sie sind.

Worauf achtest du selbst – und worauf deine Trainerin?
Für mich als Ausbilderin ist es immer sehr interessant zu hören, worauf die Reiterinnen achten, wenn sie ein Video von sich sehen. Oft sind das nicht die selben Punkte, die mir auffallen. Wenn ich weiß, was den Reiterinnen ins Auge springt und sie umgekehrt auf die Dinge achten, die mir ins Auge fallen, wird Unterricht noch effektiver. Das gemeinsame Analysieren des Videos stellt sicher, das Ausbilder und Reiterin über dasselbe reden.
Wenn eine Reiterin z.B das Problem hat, dass sie den Absatz immer hochzieht, weil sie das Gefühl hat, ihr Pferd nicht vorwärts zu bekommen, das Pferd aber noch nicht vorwärts gehen kann, weil es den Brustkorb nicht anhebt und somit der Vorwärtsgang klemmt, kann es ein echter Augenöffner für die Reiterin sein, wenn sie auf dem Video sieht, wie entspannt ihr Bein auf einmal ist, wenn das Pferd beginnt, korrekt in Dehnung zu gehen. Würde sie jetzt nur darauf achten, das Bein zu entspannen, “den Absatz tief zu nehmen” hätte sie nicht so ein schönes Ergebnis, wie wenn sie an die Dehnungshaltung ihres Pferdes arbeitet, weil in diesem Fall ihr hochgezogener Absatz mehr Symptom als Ursache war.
Über das Video reden hilft dir, Zusammenhänge noch besser zu verstehen.
“… aber das mache ich doch …”
Das kennst du bestimmt auch: dein Trainer sagt dir, dass du schneller nachgeben sollst und du denkst “ Aber das mache ich doch schon…” Auch hier kann ein Video helfen, deine Selbstwahrnehmung zu objektivieren. Wenn du auf dem Video siehst, dass du viel länger am Zügel gegen hältst, als du dachtest, kannst du das Verhalten schneller ändern. Dafür ziehst du dann wieder mit deinem Ausbilder am selben Strang. In so einer Situation hilft eine Videosequenz mehr als 1000 erklärende Worte – manche Dinge musst du einfach sehen, um sie zu verändern.
Gemeinsam analysieren – klarer erkennen
Zusammengefasst hilft es schon sehr, wenn du dir regelmäßig alleine ein Video von dir und deinem Reiten anschaust. Noch effektiver wird das Ganze, wenn du gemeinsam mit deiner Reitlehrerin analysierst.
So könnt ihr gemeinsam überprüfen, ob ihr dieselben “Baustellen” im Fokus habt. Zusammenhänge zwischen Ursache und Problem (Ursache: Pferd geht nicht über den Rücken und ist deshalb triebig. Problem: Du treibst zu viel und ziehst den Absatz hoch.), werden noch mal klarer.
Lektionsausführungen, bei denen du dir nicht sicher bist, wo es noch hakt, können gemeinsam betrachtet werden.
Manchmal hilft auch der Blick eines unbeteiligten Dritten sehr gut. Es kann eine andere Formulierung, ein anderer Erklärungsansatz sein, der für dich einen Unterschied macht.
Neugierig geworden?
Ich habe meine Unterrichtsrouten so optimiert, dass ich jetzt regelmäßig Zeit für Online-Coachings zu haben – die Videoanalyse ist dabei ein zentraler Bestandteil. Wenn du Lust hast, gemeinsam mit mir auf dein Reitvideo zu schauen, freue ich mich über deine Nachricht.